Bersenbrücker Kreisblatt 11.09.2006


Das Fagott und die Zauberwelt der Oper

Ensemble Satyros mit „Zauberflöte" und „Barbier von Sevilla"

von Axel Eichhorn

Bersenbrück Ein Sprecher, zwei Barockfagotte, zwei große Opern - wer das Konzert mit dem Ensemble Satyros im Rahmen der 20. Niedersächsischen Musiktage nicht selbst erlebt hat, wird wohl nicht auf den Gedanken kommen, wie aus diesen drei Stichworten ein begeisternder Konzertabend werde konnte.
Die Liebe als Motto der insgesamt 70 Konzerte, die von der niedersächsischen Sparkassenstiftung initiiert wurden, stand auch bei den beiden Opern „Der Barbier von Sevilla" von Gioacchino Rossini und „Die Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart im Mittelpunkt der Libbretti. Doch würde man das Fagott zunächst kaum als erstes Instrument wählen, um diesem Gefühl Ausdruck zu verleihen.


Der Rossini-Zeitgenosse Giacomo Meyerbeer allerdings bezeichnete das Fagott als Instrument von größter Sanftheit, und die Zuhörer merkten dies bereits bei den ersten Tönen der Ouvertüre.


Adrian Rovatkay und Christian Walter verstanden es vom ersten Ton an, das Publikum in ihren Bann zu ziehen: Zuerst war es die Virtuosität und Geschmeidigkeit ihres Spiels, gepaart mit den satztechnischen Finessen der Opernarrangements, die einen aufhorchen ließen, doch im Laufe des Abends kam noch eine weitere Dimension hinzu: Die Zauberflöte wurde von den beiden Musikern und dem Sprecher Andreas Walter mithilfe einzigartiger Requisiten regelrecht zum heiteren Satyrspiel, (von dieser antiken Gattung leitet sich auch der Name des Ensembles ab) welches Groß und Klein herzhaft zum Lachen und Schmunzeln anregte.


Die Inszenierung mithilfe von Handpuppen, zwei großen  Regenschirmen, Papa-geno als Teddy, die beiden Fagottisten als die drei Damen/ Jünglinge (mit   originellen Accessoires unschwer zu erkennen), dies alles und die gesamte     Stimmung  des Abends kann man mit Worten kaum beschreiben. Auf gleich hohem Niveau auch hier die Musik: Virtuos und affektgeladen z.B. die Ouvertüre oder die berühmte Arie der Königin der Nacht, zart und sehnsuchtsvoll-traurig die Arie „Ach ich fühl's" der Pamina. Alles in allem ein rundum gelungenes Konzertprogramm, was einerseits die Lachmuskulatur des Opernkenners stark beanspruchte, andererseits aber auch dem Opernunkundigen einen unnachahmlichen Blick in die zauberhafte Welt der Oper bescherte. Das Publikum in der fast ausverkauften Bonnuskirche dankte mit begeistertem Applaus.

 

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Weser Kurier

 

Ensemble bot gewissermaßen eine Fast-Food-Oper


Adrian Rovatkay und Christian Walter spielten auch „Barbier von Sevilla" als Fagott-Fassung in St Martini
 
Von unserem Mitarbeiter Ulf Fidler
Lesum, Mit einem recht ungewöhnlichen Programm stellte das Duo Adrian Rovatkay und Christian Walter in der Lesumer Martini-Kirche aus der Familie der Rohrblattinstrumente das Fagott vor. Ungewöhnlich deshalb für ein Kirchenkonzert, weil im zweiten Programmteil umfangreiche Auszüge aus der Oper „Der Barbier von Sevilla" von G. Rossini erklangen. Die sorgfältig ausgewählte Musik unterstreicht mit dem italienischen Belkanto die Möglichkeiten des Instruments besonders vorteilhaft.


In der Instrumentenfamilie der Oboen belegt das Fagott die Bassposition. ln den ersten Nummern stellte das Duo das um 1700 nachgewiesene Barockfagott vor. In den „Sixième Concert" von Michel Pignolet de Montéclair fesselten die jungen Instrumentalisten mit einem runden, klangweichen Ton. Sie investierten bei präzisem Zusammenspiel inniges Gefühl. Samtig weich und flexibel formulierten sie eindrucksvolle Klangbögen der Melancholie und der Versunkenheit. Dabei kamen die einzelnen Tanzcharakter wie Ailemande, Gravement oder Chaconne mit barocker Bewegtheit gut zum Ausdruck.


Zunächst schien das Fehlen höherer Oktaven gewöhnungsbedürftig. Das änderte sich bei der Sonate von Friedemann Bach, dem ältesten Sohn des Thomaskantors, obwohl auch hier das barocke Fagott zum Einsatz kam. Höchst lebendig in Rhythmik und nuancierter Farbigkeit, kühn fragmentiert gegenüber dem gemessenen Duktus des Eingangsstückes gestaltete das Duo diese Komposition, die ursprünglich für zwei Traversflöten gedacht war zu einem spannenden Klangerlebnis.
 
Bei dem folgenden Übungsstück für Orgelpedal von J. S. Bach blieb bei aller Melodik und Originalität die didaktische Absicht des Komponisten erkennbar.
Im zweiten Programmteil kam das hellere, im Ton strengere Fagott der Klassik zum Einsatz. Weite Passagen aus Rossinis „ Barbier von Sevilla" nach einer Fagott-Fassung von Francois Gebauer, neu arrangiert von Christian Walter fanden bei den Zuhörern breite Zustimmung. Eine Oper für Fagott? Da stellt sich Erklärungsbedarf ein. Eine zeitliche Rückblende erklärt den Sachverhalt.
Bevor die technischen Möglichkeiten der Vervielfältigung erfunden wurden, war es durchaus üblich, bekannte Opernmelodien für einzelne Instrumente umzuschreiben, um sie auch außerhalb der Opernhäuser beliebig oft spielen zu können. So gelangten viele Opern schnell zu enormer Popularität – nicht zuletzt die Melodien von Rossini.


Das Lesumer Duo bot eine leichtgewichtig beschwingte Aufführung, quasi eine Fast-Food Oper, gewürzt mit Spielwitz und Eloquenz. Die Fagotte zeigten Strahlkraft, glänzten durch schwebende Leichtigkeit der Tonketten und vorwitzige Kadenzen. Dabei verbanden die Instrumentalisten die Auszüge aus dem Operngeschehen mit gesprochenen Erläuterungen.


In zarten lyrischen Passagen, aber auch exakt herausgearbeiteten Kontrasten präsentierten sie die effektvolle Partitur: Ein Feuerwerk übermütiger Ideen und rasch wechselnder Affekte wurden in leuchtenden Tonketten und gefühlvollen Kantilenen wirkungsvoll in Szene gesetzt. Die spitzbübische Verwechslungskomödie kam der jugendlichen Spielfreude und Klangfrische des Duos weit entgegen. Das Publikum reagierte sehr angetan von dem Programm.

 

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Niedersächsische Musiktage

 

Satyros
Zauberflöte und Barbier


Wenn sich die zwei führenden Fagottisten der Alte Musik-Szene zusammentun, ist eines garantiert: Am Ende kommt nichts Alltägliches heraus! Zwei der berühmtesten Liebesopern im Westentaschenformat.


Satyros – der Name steht für Phantasie, Abenteuerlust und eine gesunde Portion Aufsässigkeit. Genau diese Eigenschaften muss ein kammermusikalisches Kuriosum wie ein Fagottduo per se mitbringen. Christian Walter und Adrian Rovatkay graben unermüdlich nach Literatur. Was es noch nicht gibt, wird von ihnen geschrieben oder arrangiert. Satyros schwimmt gegen den Mainstream des Klassikbetriebs, liebt das Experiment und ausgefallene Programme. Satyros spielt nicht einfach Musik im luftleeren Raum, sondern baut ihr immer auch einen Rahmen – die Konzerte des Duos sind Gesamtkunstwerke. Vielleicht ist dieses konzeptuelle Denken der Tatsache geschuldet, dass Adrian Rovatkay als Bildender Künstler nicht weniger erfolgreich unterwegs ist als auf dem Fagott…

Für zwei der berühmtesten Liebesgeschichten der Opernliteratur braucht das Duo Satyros nicht mehr als zwei Fagotte und die tatkräftige Unterstützung des Sprechers Andreas Walter. Zu dritt präsentieren sie Rossinis »Barbier von Sevilla« und Mozarts »Zauberflöte« im Westentaschenformat – zum Erstaunen aller Opernkenner.


Opern im Westentaschenformat
Mozarts »Zauberflöte«und Rossinis »Barbier«kennt man in- und auswendig. Aber in dieser Besetzung? –Kurioses für zwei Fagotte mit »Satyros«bei den Niedersächsischen Musiktagen...
Mozarts »Zauberflöte« und Rossinis »Barbier von Sevilla« – beide erzählen von der Liebe: Im Barbier wird sie mit allerhand List und Tücke ergaunert, in der Zauberflöte müssen die Protagonisten auf dem Weg zum Liebesglück zuerst ihre Charakterfestigkeit unter Beweis stellen. Nicht nur ihre Lebendigkeit und ihr Einfallsreichtum machten die beiden Opern weltberühmt, sondern auch die zahlreichen Klassik-Hits, die in ihnen stecken: Kein Wunder, dass sie auch außerhalb der Opernhäuser Weltkarriere machten.


Das begann schon zu Mozarts Zeiten mit den so genannten »Harmoniemusiken«: Opern wurden für ein Bläseroktett bearbeitet und einem breiten Publikum an (fast) jedem Ort, selbst im Freien, zugänglich gemacht. Die Harmoniemusiken trugen die Oper auf die Straße – so entstanden die ersten Schlager.
Neben den klassischen Bearbeitungen für Bläseroktett gab es hochvirtuose Fassungen für noch kleinere Besetzungen: Wagners »Donizetti«-Opern für zwei Violinen oder Mozarts »Zauberflöte« für ein Flötenduo machten große Opern besenkammertauglich.


Ein Kuriosum sind die Opernbearbeitungen für zwei Fagotte von François Gebauer, dem bedeutendsten Fagottisten um 1800. Das Duo Satyros, bestehend aus den Fagottisten Adrian Rovatkay und Christian Walter, hat auf der Suche nach Literatur für seine ausgefallene Besetzung Gebauers Arrangements zahlreicher Arien aus Rossinis »Barbier« für sich entdeckt. Für die Niedersächsischen Musiktage schrieb Satyros eine eigene Fassung der Ouvertüre und erstellte zusätzlich ein sehr eigenwilliges »Zauberflöten«-Arrangement, das auf Niedersachsens größtem Musikfestival erstmalig zu hören sein wird. Gemeinsam mit dem Sprecher Andreas Walter präsentiert Satyros die zwei großen Opern im Westentaschenformat – zum Erstaunen aller Opernkenner


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Dresdener Neue Nachrichten

28. August 2002

 

Batzdorfer Barockfestsspiele

 

Kürze mit Würze

 

Der Name „Satyros" mag für ein Ensemble von Musikern gewagt erscheinen, immerhin waren die Satyrn recht animalische Wesen. Doch mit der Wahl gemeint war nach eigener Aussage ja auch eher die Vielschichtigkeit des Begriffes, vor allem wohl die Heiterkeit, der Übermut jener Dämonen aus dem Gefolge des Dionysos. Heiter und übermütig präsentierte sich jedenfalls jener Abend des „Ensembles Satyros" im Rahmen der Batzdorfer Barockfestspiele. Geboten wurden Liliput-Opern für die Besetzung - jawohl: zwei Barockfagotte plus Sprecher. In erfrischende Andersartigkeit, zu der sicher auch eine Portion Mut gehört (vom Publikum sofort angenommen und honoriert), zogen die Fagottisten Adrian Rovatkay und Christian Walter sowie Andreas Walter als Lesender, Erzählender, Erläuternder die Herren Telemann, Bach und Rossini über den Tisch. Ein Stück nur wohlgemerkt, will heißen: der gebührende Respekt wurde durchaus gewahrt.


Zunächst wurde Jonathan Swifts Geschichte von Gulliver im Eilzugtempo abgehandelt - von Andreas Walter auszugsweise lesend umrissen und musikalisch basierend auf Violin -Duetten aus Georg Phillipp Telemanns Sammlung „Der getreue Musikmeister". Adrian Rovatkay und Christian Walter entfachten in den zehn miniaturistischen Tänzen der Liliputaner, Yahoos und wie sie alle heißen ein Feuerwerk der Artikulation.


Da wurde selbst das Näseln zur Tugend, echauffierten sich die gern als schwerfällig geltenden Instrumente auf verblüffende Weise. Dass sich dabei oft auch bizarre Anflüge auftaten, wurde besonders in Johann Sebastian Bachs „Pedal Exercitium BWV 598", als Intermezzo zwischen die beiden „Opern" geschoben, deutlich.


Nach der Pause folgte Giacomo Rossinis „Barbier von Sevilla". Jenes Opern Arrangement für zwei Fagotte reicht tatsächlich in Rossinis Zeiten zurürck, wurde nämlich von dessen Zeitgenossen Francois Gebauer besorgt. Adrian Rovatkay und Christian Walter haben das Ganze noch etwas „frisiert" und fürs Heute tauglich gemacht. Natürlich waren es die Highlights der Oper - von des Grafen Auftritts - Kavatine „Ecco, ridente in cielo" über Figaros Faktotum-Reißer bis zum finalen „Di si felice innesto" -, die diese Kurzfassung trugen. Da galt es für die Fagottisten Koloraturen zu spielen, daß das Doppelrohrblatt zu bersten droht, während Andreas Walter herrlich lakonisch das Publikum auch ohne Sänger sicher durch die Handlungswirren leitete.


Insgesamt: Ein Abend von Kürze mit Würze, was die Stücke wie die Gesammtlänge des Programms betrifft.

 

Sybille Graf

 

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